Friedrich Ebert (1871–1925)

Sozialdemokrat und Reichspräsident

Als erster Reichspräsident der Weimarer Republik stellte sich Friedrich Ebert der schwierigen Verantwortung, die junge Demokratie nach dem Ersten Weltkrieg durch eine Zeit der Krisen zu führen. Sein Anspruch, nicht als Parteipolitiker, sondern als „Beauftragter des ganzen deutschen Volkes“ zu handeln, wurde dabei zum Grundmotiv einer stets dem Schutz der Republik verpflichteten Gratwanderung.

In der zeitgenössischen Rezeption schwankte das Bild von Ebert zwischen „Vertreter der kleinen Leute“, „Mann des Ausgleichs“ und „Bewahrer der Republik“ einerseits und „Verräter sozialistischer Ideale“, „Novemberbrecher“, „Bundesgenosse des Militärs“ oder „Agent der Bourgeoisie“ andererseits. Die Verdienste des ersten demokratisch gewählten Staatsoberhaupts Deutschlands um die parlamentarische und soziale Demokratie machten ihn zur Zielscheibe sowohl links- als auch rechtsgerichteter Anfeindungen.

Friedrich Ebert wurde am 4. Februar 1871 in Heidelberg geboren. Er begann eine Lehre als Sattler, trat noch während der anschließenden Wanderschaft der späteren SPD bei und war als politischer Redner und Organisator aktiv. Während seiner Zeit in Bremen bewies er als Arbeitersekretär der lokalen SPD ein offenes Ohr für die konkreten Probleme der „einfachen Leute“. Zeit seines Lebens konzentrierte er sich auch vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen eher auf die kurzfristige Lösung akuter Missstände als auf das langwierige Ausfechten programmatischer Auseinandersetzungen. Einem raschen Aufstieg zum überregional bekannten Arbeiterführer und Mitvorsitzenden der SPD folgte 1912 der Einzug in den Reichstag.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs sah Ebert, ganz Realpolitiker, in der Unterstützung der Kriegskredite der Regierung eine Chance zur Durchsetzung wirtschaftlicher, sozialer und politischer Reformen. Er positionierte sich zusehends schärfer gegen den linken Flügel seiner Partei, konnte die im April 1917 vollzogene Spaltung der Sozialdemokratie in die Mehrheitssozialdemokratie (MSPD) und die Unabhängige Sozialdemokratische Partei (USPD) aber nicht verhindern. Im revolutionären Umfeld der unmittelbaren Nachkriegszeit stellte er sich als Reichskanzler und Mitglied des Rates der Volksbeauftragten an die Spitze der Übergangsregierung und half maßgeblich mit, die Umsturzversuche in parlamentarische Bahnen zu lenken und möglichst früh Wahlen zur Nationalversammlung durchzuführen.

Am 11. Februar 1919 wurde Friedrich Ebert zum Reichspräsidenten gewählt. Seine Amtszeit wurde von einer Reihe schwieriger Entscheidungssituationen geprägt, darunter etwa die Auseinandersetzungen um den Versailler Vertrag, der Militärputsch der Generäle Kapp und Lüttwitz im März 1920, der Aufstand der Roten Ruhrarmee, die Besetzung des Ruhrgebiets durch französische und belgische Truppen sowie die Hyperinflation. Eberts gesamte Amtszeit war darüber hinaus begleitet von einer Schmutzkampagne von kommunistischen und deutschnationalen Agitatoren. 1924 war Ebert in einen Prozess verwickelt, bei dem das Amtsgericht Magdeburg schließlich ein Urteil sprach, das das demokratiefeindliche Lager in seinem Hass auf die Republik bestätigte. Mit Rücksicht auf den laufenden Prozess hatte Ebert die dringend notwendige Behandlung einer Blinddarmentzündung verzögert.

Am 28. Februar 1925 starb Friedrich Ebert im Alter von nur 54 Jahren nach einer Notoperation.

Friedrich Ebert wurde unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auf dem Heidelberger Bergfriedhof beigesetzt. Sein Tod bedeutete eine tiefe Zäsur in der politischen Entwicklung der Weimarer Demokratie. Unter seinem Nachfolger Paul von Hindenburg verschoben sich die politischen Gewichte deutlich nach rechts. In Heidelberg erinnert heute die Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte an den ersten Reichspräsidenten.


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Anregungen zum Weiterlesen:

  • KOLB, Eberhard: Friedrich Ebert als Reichspräsident: Amtsführung und Amtsverständnis, München 1997.
  • MÜHLHAUSEN, Walter: Friedrich Ebert. Sein Leben in Bildern, Ostfildern 2019.
  • MÜHLHAUSEN, Walter: Friedrich Ebert, 1871–1925. Reichspräsident der Weimarer Republik, Bonn 2006.
  • MÜHLHAUSEN, Walter: Friedrich Ebert (1871–1925), in: Reinhold WEBER/Ines MAYER (Hrsg.): Politische Köpfe aus Südwestdeutschland, Stuttgart 2005,
    S. 94–105.
  • WITT, Peter-Christian: Friedrich Ebert. Parteiführer, Reichskanzler, Volksbeauftragter, Reichspräsident, Bonn 1987.

Links:


Filmtipps:

„Kaisersturz" (2018)
Das Dokudrama erzählt den Showdown zwischen dem alten Regime und seinen Protagonisten, dem Kaiserpaar, den Generälen und den erstarkenden demokratischen Kräften um die Sozialdemokraten Friedrich Ebert und Philipp Scheidemann.

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