Ludwig Frank (1874–1914)

Rechtsanwalt und führender badischer Sozialdemokrat

Ludwig Frank war ein charismatischer Wortführer der badischen Sozialdemokratie, ein Kämpfer für Gleichberechtigung und Demokratie. Der Rechtsanwalt war auch Mitorganisator der sozialistischen Arbeiterjugendbewegung und Vordenker einer gerechteren Beteiligung des Volkes an der politischen Macht. 1913, am Vorabend des Ersten Weltkriegs, stieß er im Zeichen drohender Kriegsgefahr die Organisation einer Friedenskonferenz zwischen deutschen und französischen Parlamentariern an, die zu Pfingsten 1914 sogar wiederholt wurde. Er setzte damit ein markantes Zeichen gegen die fortschreitende Gewaltspirale im Vorfeld der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“.

Ludwig Frank wurde am 23. Mai 1874 im badischen Nonnenweier geboren und entstammte einer jüdischen Kaufmannsfamilie. Das Abitur absolvierte er als Primus und sprach in seiner Abiturrede über die „Bedeutung Lessings für seine Zeit“. Der mutige Gerechtigkeitsappell, den er hier formulierte, sorgte dafür, dass die Regierung ihm sogar das Reifezeugnis verweigern wollte. Nach längerem Kampf bekam er es doch. Während seines Jurastudiums in Freiburg und Berlin gründete Frank einen sozialwissenschaftlichen Studentenverein. Darüber hinaus veröffentlichte er eigene Geschichten und Gedichte, besuchte fachfremde Vorlesungen und zeigte sich im Allgemeinen äußerst breit interessiert. Er promovierte, legte das Zweite juristische Staatsexamen ab und trat der Sozialdemokratie bei. Beruflich wurde er anfangs in einer Mannheimer Anwaltskanzlei tätig. Angesichts seines wachsenden, von Kollegen wie Vorgesetzten zunehmend kritisierten Engagements für die Sozialdemokratie machte er sich schließlich als Anwalt selbständig.

1904 wurde Frank in den Mannheimer Bürgerausschuss gewählt, im Jahr darauf zog er in den badischen Landtag ein und avancierte neben Wilhelm Kolb rasch zum anerkannten Führer der badischen Sozialdemokraten. Zwei weitere Jahre später wurde er für den Wahlkreis Mannheim in den Reichstag gewählt. Als Vordenker der Arbeiterjugendbewegung war er in dieser Zeit federführend an der Gründung des „Vereins junger Arbeiter“ in Mannheim beteiligt und legte damit einen wichtigen Grundstein für die sozialdemokratische Jugendarbeit in Deutschland.

Die badischen Sozialdemokraten waren bei der Landtagswahl 1905 ein Wahlbündnis mit den liberalen Parteien eingegangen, um eine Mehrheit des katholischen Zentrums zu verhindern. Nach der Wahl entwickelte sich dieser „Großblock“ aus SPD, Linksliberalen, Demokraten und Nationalliberalen zu einer Arbeitsgemeinschaft im Landtag, die als „Reformexperiment“ weit über Baden hinaus für Aufsehen sorgte. Ludwig Frank schien dieser pragmatische Ansatz aussichtsreicher als das Festhalten an Grundsatzbeschlüssen seiner Partei. Diese konstruktive „Politik der Tat“ war jedoch innerhalb der Sozialdemokratie höchst umstritten, weil sie vielen seiner Kritiker einer Anerkennung der Monarchie gleichkam. Von norddeutschen, radikaleren Sozialdemokraten wurde den badischen Genossen dafür sogar immer wieder mit dem Parteiausschluss gedroht. Inhaltlich forderte Ludwig Frank als Mandatsträger nicht nur gerechtere Bildungschancen und demokratische Wahlrechtsreformen, sondern er wies vor allem auch auf Defizite im Bereich der Sozialversicherung hin.

Als im August 1914 der Erste Weltkrieg entfesselt wurde, sah Ludwig Frank keine andere Möglichkeit, als die Bereitschaft der Sozialdemokratie zur Landesverteidigung zu unterstreichen. Sein politischer Grundsatz war immer, sich bei politischen Entscheidungen auch persönlich einzusetzen. Am 4. August, dem Tag der Bewilligung der Kriegskredite im Reichstag, meldete sich Ludwig Frank noch vom Reichstag aus als Kriegsfreiwilliger. Am 13. August wurde er einberufen und am 31. August an die Front geschickt. Schon am 3. September 1914 fiel er im Alter von nur 40 Jahren bei Baccarat in Lothringen.

Die badische Sozialdemokratie verlor mit Ludwig Frank eine große politische Persönlichkeit, die nach 1918 sicherlich eine wichtige Rolle beim Aufbau der Demokratie gespielt hätte.


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Anregungen zum Weiterlesen:

  • FRANK, Ludwig: Aufsätze, Reden und Briefe. Ausgewählt und eingeleitet von Hedwig Wachenheim, Berlin 1924.
  • NEUSCHL-MARZAHN, Sylvia: Ludwig Frank (1874–1914), in: Reinhold WEBER/Ines MAYER (Hrsg.): Politische Köpfe aus Südwestdeutschland, Stuttgart 2005, S. 54–63.
  • WATZINGER, Karl Otto: Ludwig Frank. Ein deutscher Politiker jüdischer Herkunft, Sigmaringen 1995.

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