Der Möbelbauer Adolf G. Schneck

Der Möbelbauer Adolf G. Schneck

Adolf Gustav Schneck gilt nicht nur im Bereich der Architektur, sondern auch auf dem Feld des Möbeldesigns als sanfter Reformer. Immer wieder greift er hier bewährte Archetypen auf, die er mit Mitteln der modernen Technik weiterentwickelt. Von den 1920er- bis weit in die 1960er-Jahre hinein ist Schneck einer der einflussreichsten Möbelentwerfer Deutschlands mit wegweisenden Beiträgen zur modernen Möbelentwicklung.

Möbeldesign - Zweck- und Sachform

  • Wie in der Architektur galten auch hier die Grundregeln „Zweckform und Sachform statt Schmuckform“, „Maschinenform statt Verkleidungskunst“ sowie „Typisierung und Industrieproduktion statt traditionelles Kunstgewerbe“. 1924 schrieb Schneck: „Die Zierform muss sich dem konstruktiven Ganzen unter- oder einordnen.“

  • Oftmals zeigen die Möbelentwürfe von Schneck aber leicht geschwungene Formen, um ihnen die Starrheit des rein Konstruktiven zu nehmen. 1922 hieß es in einer Kritik seiner Möbel: „All seinen Möbeln sieht man sofort an, dass und wozu sie benutzt werden sollen, und dass sie keine überflüssigen ‚Zierstücke‘ sind.“

  • Schnecks Programm bestand darin, Möbel zeitgemäß und praktisch zu bauen. Die Möbelstücke sollten konstruktiv aufgebaut und für eine schnelle und einfache Fertigung sowie für einen günstigen Transport geeignet sein.

Jedes Teil eines Möbelstücks sollte einzeln in der Werkstatt bearbeitet werden und dann in Montagebauweise zusammengesetzt werden können. Dem Werkbund-Ziel einer hohen Qualität trotz Industrieproduktion blieb Schneck dabei verpflichtet.

Vor allem sollten die qualitativ hochwertigen Möbelstücke erschwinglich sein. Interessanterweise verzichtete er dabei oftmals nicht auf auffallende und dekorative Furniere als „billiges Ornament“, was dem Anspruch der schnellen und einfachen Fertigung eigentlich widersprach.

Schneck betonte aber, dass wegen des großen Verschnitts und der Materialknappheit in den 1920er-Jahren ein großer Bedarf an erschwinglichen Möbeln nur mit furnierten Hölzern zu decken sei, die ihm hierbei als die „natürlichste Lösung“ galten. „Ich bin der Überzeugung“, so Schneck, „dass auf diese Weise die Gefälligkeit des Serienmöbels gesteigert und ihm der Charakter des Massenprodukts genommen wird.“

Schneck bot damit für alle wirtschaftlich schwierigen Zeiten, ob in den 1920er-Jahren, während des Zweiten Weltkriegs oder auch unmittelbar nach 1945, pragmatische Lösungen an. 

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Typenmöbelprogramm „Die billige Wohnung“

  • In den Jahren 1926 und 1927 entwarf Schneck für Karl Schmidt-Hellerau das Typenmöbelprogramm „Die billige Wohnung“. Im Zuge der Reformbewegung des Kunstgewerbes um 1900 gehörten die Deutschen Werkstätten in Hellerau bei Dresden zu den bedeutendsten Herstellern von Möbeln, die von namhaften Künstlern entworfen wurden. Bis in die 1930er-Jahre hinein wurde Schnecks Programm „Die billige Wohnung“ als „Möbeldesign für das Volk“ erfolgreich produziert und damit Design-Geschichte geschrieben.

  • Aufgrund der seriellen Produktion von kompletten Einrichtungen für Schlaf-, Kinder- oder Wohnzimmer konnten pro Woche mehrere hundert solcher Komplettzimmereinrichtungen produziert werden, die vor allem bei der jüngeren Käufergeneration auf reges Interesse stießen. Möbel aus dieser Serie verwendete Schneck auch bei der Einrichtung seiner beiden Häuser in der Stuttgarter Weißenhofsiedlung.

  • Ein Möbelstück bestand bei Schneck aus den Komponenten Form, Material, Konstruktion und Zweckmäßigkeit. Die Rolle der Repräsentation stand dabei eher im Hintergrund. Für einzelne Möbeltypen wie zum Beispiel Kommoden, Geschirrschränke, Vitrinen, Schreibschränke, Tische, Schreibtische, Kleiderschränke, Betten oder Polstermöbel entwickelte er Grundformen für sogenannte „Typenmöbel“, die er immer wieder variierte.

1932 hieß es dazu in einer Fachzeitschrift:

„Je klarer und reiner die Form eines Möbels ist, desto einfacher wird es sein. Zur größten Einfachheit gelangt man auf weiten Umwegen, womit nicht gesagt sein soll, dass ein einfaches Möbel immer gut sein muss, wohl aber ist ein gutes Möbel in seiner Grundform immer einfach.“

Wie viele Gestalter seiner Zeit sah auch Schneck seine Tätigkeit in einem gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang: „Schaffen wir uns also eine ehrlich gestaltete und anständige Umgebung, die frei ist von allem falschen Schein und ihre Stärke ebenso in der sachlich gebauten Form wie in ihrem Gehalt bietet“, so Schneck 1924.

Schnecks Möbel verbinden somit die Ideale der „neuen Form“ des Bauhauses mit traditionellen Typen. Seine Stühle hielt er in knappster Form und zweckmäßig konstruiert. Hier stand die Funktion des Sitzens und Ausruhens im Vordergrund. Schneck experimentierte aber auch mit Stahlrohrstühlen, mit Sperrholz und federnden Materialien. Seine „beweglichen Stühle“ betonten die Funktion des Ausruhens bei möglicher Veränderung der Sitzhaltung. Mobilität, Leichtigkeit und Transparenz dominierten hier das Produktionsprogramm.

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Autorin: Jutta Fischer, Metzingen / Aufbereitung für das Netz: Internetredaktion der LpB

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