Walter Gropius (1883–1969)

Gründer der Bauhauses

Der in Berlin geborene deutsch-amerikanische Architekt Walter Gropius gilt als Gründer des Bauhauses. Neben Ludwig Mies van der Rohe, Le Corbusier und Frank Lloyd Wright gilt der international agierende Architekt als Mitbegründer der „Modernen Architektur“. Gropius war an der Stuttgarter Weissenhofsiedlung (1927) beteiligt, aber die Dammerstocksiedlung (1929) in Karlsruhe war sein Hauptwerk im Bereich der Siedlungsplanung.

Schon bei den beiden für die Weissenhofsiedlung konzipierten, 1944 durch einen Bombenangriff zerstörten Häusern, richtete Gropius den Fokus auf rationelle, serielle und kostengünstige Aspekte des Wohnungsbaus. Handelte es sich bei der Stuttgarter Weissenhofsiedlung jedoch insgesamt um ein innovatives und international wahrgenommenes Experiment, war die Dammerstocksiedlung Karlsruhe eine reine Gebrauchssiedlung, für die Mieter gefunden werden sollten. Auch hierbei standen rationelle Bebauungsweisen und Wirtschaftlichkeit im Vordergrund. Entsprechend den Prinzipien des „Neuen Bauens“ legte Gropius Wert auf Gleichwertigkeit der Wohneinheiten, gleich günstige Sonnenlage sowie beste Durchlüftungsmöglichkeiten, was einherging mit großen Fensterelementen, flachem Dach und einheitlichen Gärten.

     

    1907, im Gründungsjahr des Deutschen Werkbunds, wurde Gropius Mitglied der Vereinigung und beschäftigte sich somit früh mit dem Zusammenwirken von industriellen Fertigungsmethoden, Handwerk und künstlerischer Gestaltung. Aus großbürgerlichen Verhältnissen stammend und als Großneffe des Architekten Martin Gropius, war auch ihm eine Laufbahn als Architekt vorbestimmt. Nach Abbruch des Architekturstudiums arbeitete er im Büro des renommierten Architekten und Industriedesigners Peter Behrens, wo auch Ludwig Mies van der Rohe und Le Corbusier beschäftigt waren. Seit 1918 war Gropius – wie van der Rohe – Mitglied der „Novembergruppe“, welche die Ideen der Novemberrevolution 1918 in der Kunst aufgriff und auf öffentliche kulturelle Aufgaben Einfluss nehmen wollte. Zuvor diente er im Ersten Weltkrieg an der Westfront. In diese Zeit fiel seine Hochzeit mit Alma Mahler, der bekannten Persönlichkeit aus der österreichischen Kunst-, Musik- und Literaturszene. Aus dieser Ehe ging die gemeinsame Tochter Alma Manon (1916–1935) hervor. 1920 wurde die Ehe geschieden und Gropius heiratete die Buchhändlerin und Journalistin Ilse Frank, die mit ihm als Sekretärin, Lektorin und Organisatorin am Bauhaus wirkte.

    1919, geprägt vom Widerstand gegen die traditionelle Baukunst des Historismus, wurde Gropius zum Direktor der Großherzoglich-Sächsischen Hochschule für Bildende Kunst in Weimar ernannt. Dieser Institution gab er den Namen „Bauhaus“, sicherlich inspiriert von Neuschöpfungen mit dem Wort „Bau“, die zu dieser Zeit keine Seltenheit waren. So existierte bereits 1915 in Berlin eine Bauhaus GmbH und 1910 war die Zeitschrift „Bauwelt“ gegründet worden. Gropius reformierte die Kunstschule grundlegend. Forschendes und experimentierendes Vorgehen waren wesentliche Merkmale der Lehre. Allem voran sollten die „Klassenschranken“ zwischen akademischer Kunst und Handwerk aufgehoben werden. Seine Vision äußerte er im Bauhausmanifest von 1919.

    Ein Gesamtkunstwerk, ein „Bau der Zukunft“ sollte geschaffen werden, „der alles in einer Gestalt sein wird: Architektur und Plastik und Malerei –, der aus Millionen Händen der Handwerker einst gen Himmel steigen wird, als kristallenes Sinnbild eines neuen kommenden Glaubens.“

      Hatte Gropius gemeinsam mit Adolf Meyer bereits 1911 das Fagus-Werk entworfen, ein Industriegebäude der architektonischen Moderne, folgten während seiner Zeit am Bauhaus (1919–1928) das Hauptgebäude der Schule in Dessau, die Meisterhäuser für die Lehrenden in Dessau-Roßlau sowie die Wohnsiedlung Dessau-Törten. 1928 übergab Gropius das Amt des Direktors an Hannes Meyer. Aufgrund kommunalpolitischer Streitigkeiten um das Bauhaus verließ er „seine“ Kunstschule, nicht zuletzt aber auch wegen persönlicher Angriffe auf ihn sowie der Tatsache, dass er zu diesem Zeitpunkt als Architekt mit eigenem Büro genug Aufträge hatte, um selbstständig in Berlin wirken zu können.

        Gropius verfolgte von Berlin aus weiterhin die Entwicklung des Bauhauses und nahm noch Einfluss auf die Berufung Mies van der Rohes. Nach der Zwangsschließung des Bauhauses nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte er 1934 nach England und von dort in die Vereinigten Staaten. Als Professor für Architektur lehrte er an der Harvard University und arbeitete in einem gemeinsamen Büro mit Marcel Breuer. Vielfach war er auch noch in Berlin tätig, bevor er 1969 in Boston starb Über seine Amtszeit als Direktor des Bauhauses hinaus war er die prägende Gestalt dieser Schule, die durch ihn auch in den USA große Bekanntheit erlangt


        Anregungen zum Weiterlesen:

        • Güldner, Bettina: Walter Gropius. Architekt, Visionär, Lehrer, Weimar 2019.
        • Isaacs, Reginald R.: Walter Gropius. Der Mensch und sein Werk,  Berlin 1983.
        • Krohn, Carsten: Walter Gropius. Bauten und Projekte, Basel 2019.
        • Nerdinger Winfried: Walter Gropius. Architekt der Moderne, München 2019.
        • Weber, Nicholas Fox: The Bauhaus group: six masters of modernism.  New York 2009.
        • Revedin, Jana: Jeder nennt mich Frau Bauhaus. Das Leben der Ise Frank. Ein biografischer Roman, Köln 2019.

        Links:


        Filmtipps:

        Walter Gropius über das Bauhaus, ARD alpha retro, 1965 – Ausschnitte aus dem Gespräch mit Friedrich Luft

        Walter Gropius über das Bauhaus (YouTube, 1965)

        Bauhaus - Vorbereitung und Gründung, ARD alpha retro, 1969.
        Walter Gropius selbst erzählt über das Bauhaus und seine Geschichte: über die Gründung 1919, die Schwierigkeiten, die Erfolge und die Misserfolge und über die Abhängigkeit von der Politik.

        Walter Gropius (YouTube, 1969)

        Nach oben

        Autorin: Jutta Fischer, Metzingen / Aufbereitung für das Netz: Internetredaktion der LpB

        Cookieeinstellungen
        X

        Wir verwenden Cookies

        Wir nutzen auf unseren Websites Cookies. Einige sind notwendig, während andere uns helfen, eine komfortable Nutzung diese Website zu ermöglichen. Einige Cookies werden ggf. für den Abruf eingebetteter Dienste und Inhalte Dritter (z.B. YouTube) von den jeweiligen Anbietern vorausgesetzt und von diesen gesetzt. Gegebenenfalls werden in diesen Fällen auch personenbezogene Informationen an Dritte übertragen. Bitte entscheiden Sie, welche Kategorien Sie zulassen möchten.